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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 233

1902 - Karlsruhe : Lang
Gründer nennt man den Bischof Patiens, den der Apostel Johannes in biefe Gegenb geschickt haben soll. Die Klosterkirche soll auch die erste Kathedrale von Metz gewesen sein, bis sie von den Horden Attilas zerstört wurde. Später baute man sie wieder aus, und in ihr fanden eine Anzahl von Fürsten und Fürstinnen ihre letzte Ruhe; so Rothaib, die Tochter des Königs Pipin; Hildegard, die Gemahlin Karls des Großen; der Kaiser Ludwig der Fromme. Zur Zeit der französischen Revolution wurden die Gräber erbrochen und die Überreste der Gebeine zerstreut, die Kostbarkeiten geplündert. Ein anderes Kloster, das seine Gründung in die ältesten Zeiten zurückführt, ist Gorze, wo schon der hl. Clemens eine Einsiedelei angelegt haben soll. Iii. Aas Reichs land unter der Kerrschaft der Kranken. 1. Die Franken werden die Herren des Elsasses. Die Herrschaft der Alemannen dauerte im Elsaß nicht lange, kaum hundert Jahre. Ihre Wohnsitze schienen ihnen zu klein, und deshalb zogen große Scharen nordwestlich nach Lothringen und überfluteten selbst die Rheinlanbe, wo sie bis gegen Aachen vordrangen. Eine Schlacht mußte entscheiden, ob die Alemannen, ob die Franken Herren die]er Länber würden. Wie schon im Hauptteil erzählt wurde, siegte der Frankenkönig Chlodwig in der Schlacht bei Zülpich 496, und von dieser Zeit an stand nicht nur Lothringen, sondern auch das Elsaß unter der Herrschaft der Franken. Chlodwig hatte vier Sohne; nach dem Tode des Vaters teilten sie das Reich unter sich. Der älteste, Theodorich I., erhielt die deutschen Länder zwischen Maas und Thüringer Walb und wohnte in Metz. Später nannte man dieses Gebiet Ostreich oder Australien, während der westlich davon gelegene Teil Neustrien genannt wurde. 2. Der Odilienberg in den frühesten Zeiten. Zu den schönsten Punkten der nördlichen Vogesen gehört der Odilienberg. Schon von fern erblickt man den mächtigen Gebirgs-ftocf, der sich jäh ans der oberrheinischen Tiefebene erhebt. In Zwei bis brei Stunden führt der Weg vom Fuße des Berges durch schattigen Wald bis auf die Spitze zum schlichten Kloster. Von dem Klostergarten genießt man eine herrliche Aussicht auf die Rheinebene und den Schwarzwald. Schon sehr frühe war der Odilienberg durch eine große Ilmwallung befestigt, die den Namen Heidenmauer führt. Im 4. Jahrhundert, als die Waffen und das Ansehen der Römer die Bevölkerung des Elsasses vor den anstürmenden germanischen

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 299

1902 - Karlsruhe : Lang
— 299 — Wirthen. 1. Ter große König wollte gern sehn, Was seine Generale wüßten; Ta ließ er an alle Briefe ergehn, Daß sie gteich ihm schreiben müßten, Was jeder von ihnen zu tun gedenkt, Wenn der Feind ihn so oder so bedrängt. 2. Ter Vater Ziethen, der alte Husar, Besah verwundert den Zettel. „Ter König hält mich zum Narren wohl gar!" So flucht er, „was soll mir der Bettel! Husar, das bin ich, potz Element! Kein Schreiber oder verpfuschter Studeut." 3. Ta macht er ans einen Bogen Papier Einen großen Klecks in der Mitten, Rechts, oben, links, unten dann Linien vier, Tie all' in dem Kleckse sich schnitten, Und jede endete auch in 'nein Klecks. So schickt er den Bogen dem alten Rex. 4. Ter schüttelt den Kops gedankenvoll, Fragt bei der Revue dann den Alten: „Zum Schwerenot, Ziethen, ist er toll? Was soll ich vom Wische da halten?" Ten Bart streicht sich Ziethen: „Tas ist bald erklärt, Wenn Eu'r Majestät mir Gehör gewährt. 5. Ter große Klecks in der Mitte bin ich, Ter Feind einer dort von den vieren, Ter kann nun von vorn oder hinten aus mich, Von rechts oder links auch marschiere::: Tann rück' ich aus einem der Striche vor Und hau' ihn, wo ich ihn treffe, aufs Ohr." 6. Ta hat der König laut aufgelacht Und bei sich selber gemeinet: „Ter Ziethen ist klüger, als ich es gedacht, Sein Geschmier sagt mehr, als es scheinet. Tas ist mir der beste Reitersmann, Ter den Feind schlägt, wo er auch rücket an." Friedrich von Salier. Der König uttit der Müller. 1. Es wohnt ein Müller sorgenfrei In seiner kleinen Mühle. Das Mühlchen klappert Brot herbei Bei Sonnenbrand und Kühle. 2. Nicht weit davon ein König hat Ein Schloß sich aufgebauet. Wär’ nicht die Mühl', man hätte Stadt Und Land draus überschauet. 3. Ter Kö:ng bot dem Müller Geld: „Verkauf mir deine Hütte! Bau neu sie auf, wo dir's gefällt, Nach größerm Maß und Schnitte." 4. „Mein Mühlchen ist mir gut genug, Das laß ich meinen Erben; Es trägt des Vaters Segenspruch, Hier will ich ruhig sterben." —

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 183

1902 - Karlsruhe : Lang
— 183 — werden muß." Die Römer hetzten die mit Rom verbündeten kleinen Könige in Nordafrika fortwährend auf, die Karthager zu kranken und ihnen Teile ihres Gebietes wegzunehmen. Wollten die Karthager sich wehren, fo hatten sie die Römer zu fürchten. In der Tat entstand hieraus der dritte punische Krieg. Ein römisches Heer wurde nach Afrika geschickt. Die Karthager baten um Frieden und Schonung. Man sagte ihnen die Gewährung zu, wenn sie alle ihre Schiffe, Kriegsmaschinen, Waffen und Kriegselefanten auslieferten. Sie taten dies; nun aber verlangten die Römer, Karthago müsse verlassen und niedergerissen werden, und die Bewohner müßten sich zehn römische Meilen von der Meeresküste ansiedeln. Diese Treulosigkeit feuerte den Mut der Karthager zum Verzweiflungskampfe an. Rastlos arbeiteten sie, Vornehme und Gemeine, an der Befestigung ihrer Stadt, an der Herstellung neuer Waffen und Kriegsmaschinen; was von Metall im Besitze der Einwohner war, auch Gold und Silber, wurde hierfür verwendet; edle Frauen schnitten sich das reiche Haar ab, damit Stränge sür Bogen und Wurf Maschinen daraus gefertigt würden. Zwei Jahre widerstand die Stadt den Angriffen der Römer. Endlich wurde sie durch Cornelius Scipio Ämilianus erstürmt und durch Brand zerstört. Siebzehn Tage wütete das Feuer. Die große Mehrzahl der Einwohner, die den Kamps überlebt hatten, fand ihr Ende in den Flammen. Nach weiteren fünfzig Jahren waren die Römer die Herren aller Länder an den Küsten des Mittelmeeres, Ägypten ausgenommen. 4. Bürgerliche Unruhen in Rom. Je weiter sich die Herrschaft Roms ausdehnte, je höher dadurch die Macht und der Reichtum der Stadt anwuchs, desto mehr entfernten sich die Römer von ihren alten, einfachen Sitten und von ihrer schlichten, patriotischen Tugend. Diejbrncfst nach Besitz und Genuß, nach Macht und Einfluß im Staate verdrängte die opferfreudige Hingabe ans Vaterland. Die Bevölkerung der Stadt Rom vermehrte sich in die Hunderttausende; Straßen und Plätze, besonders das Kapitol, die alte Burg der Stadt, ferner das Forum (Marktplatz) waren mit prächtigen Tempeln, Staatsgebäuden und Wohnhäusern geschmückt; die Reichen besaßen überdies noch Landhäuser mit prächtigen Gärten, angefüllt mit kostbaren Geräten und Bildwerken. Aber neben dem Glanze und dem Reichtum gab es auch Armut und Elend genug. Patriotisch gesinnte Männer beklagten den Verfall der Sitten und suchten durch Gesetze dem Verderben Einhalt zu tun und eine gerechtere Verteilung der irdischen Güter herbeizuführen. Der römische Staat besaß durch die vielen Eroberungen

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 215

1902 - Karlsruhe : Lang
— 215 Alles, was vom alten Frankreich noch übrig war, sollte vernichtet werden. Die alte Zeitrechnung wurde aufgehoben und eine neue begonnen mit dem 21. September 1792, als dem ersten Jahre der „einen ungeteilten Republik"; an die Stelle des christlichen Kalenders trat der republikanische, iu dem die einzelnen Tage nach Ackergeräten, Haustieren und Nutzpflanzen bezeichnet waren; die Kinder wurden mit römischen, griechischen, persischen Vornamen (Brutus, Aristides, Sadi) benannt. Die alten Münzen, Maße, Gewichte wurden durch ueue — in der Tat bessere — ersetzt. Die Kirchen wurden verwüstet und geschändet, endlich aus Betreiben des Pariser Gemeinderates die christliche Religion abgeschafft, der Gottesdienst untersagt und an die Stelle der Gottesverehrung die lächerliche Fratze einer Verehrung der Vernunft gesetzt. Das verderbliche Beispiel der Pariser, der Vernunft einen Tempel zu bauen, wirkte auch in anderen Städten des damaligen Frankreich nach. Mit großer Feierlichkeit wurde im November 1793 das Münster in Straßburg zum Vernunfttempel eingeweiht. Auch iu Colmar führte man die Verehrung der Göttin Vernunft ein. Die Feier fand da am Nikolaustage desselben Jahres in nachstehender Weise statt. Schon vier Wochen vorher richtete man die Martinskirche für die Festfeier her. Der Hauptaltar: die vier Seitenaltäre und die Kanzel wurden niedergerissen und in Stücke zerbrochen. Die großen Taussteine, die Weihwasserbecken, die Kirchenstühle und Bänke wurden fortgefchafft. Über dem Haupteingang der Kirche brachte man eine große, schwarze Tafel an, auf der mit goldenen Buchstaben geschrieben stand: „Temple de la raison. Tempel der Vernunft." Im Innern der Kirche hatte man an Stelle des weggeräumten Hochaltars ein hohes Gerüst ausgeschlagen, das einen Berg vorstellen sollte. Cben ans dem Gipfel loderte ein helles Fener. Das sollte den Verstand, der Berg das Erhabene der neuen Republik darstellen. Am Abhang des Berges standen die ans Holz gemalten Figuren der Freiheit und Gleichheit, der Tapserkeit und Industrie. Um den Tempel weiter auszuschmücken, flochten die Frauen Colmars Kränze ans Blumen. Unter solchen Vorbereitungen kam der Festtag heran. Hundert, nach anderen Angaben sogar fünfhundert junge Mädchen schmückten sich mit weißen Kleidern, trugen grüne Kronen auf dem Kopfe Sitten widersprach, benutzten feine Gegner und brachten ihn ans die Anklagebank. Vier Stunden lang wurde er ein der Guillotine aus dem Kleberplatze ausgestellt und vom Volke verhöhnt. Dann wurde» er nach Paris abgeführt. Monate lang schmachtete er im Kerker und büßte, nicht ganz 88 Jahre alt, am 1. April 1794 aus dem Schaffet feine schweren Verbrechen.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 152

1906 - München : Oldenbourg
152 31. Nürnberg und seine Kunst. der Dürerschätze, die heute in Wien, München und London verwahrt werden. In der Zeit völligen Niederganges des deutschen Wesens nach dem Dreißigjährigen Kriege blieb Dürers Name neben dem Holbeins der einzige geachtete aus der deutschen Vergangenheit. Goethe spricht trotz seiner Vorliebe für die Antike mit größter Bewunderung von ihm. Und als im 19. Jahrhundert die Liebe zur deutschen Kunst neu erwachte, da ward bald Dürer der ausgesprochen Liebling des deutschen Volkes. Und das mit Recht. " Wohl mag es größere Künstler und geschicktere Maler gegeben haben; allein es gab keinen anderen, der hohe, ernste Kunst mit schlichter Volkstümlichkeit zu verbinden wußte so wie er, keilten zweiten, der sich von jeder Pose so ferne hielt, der nie für Feinschmecker arbeitete, sondern nur zur entfachen, wahren Empfindung sprechen wollte. Das ist echt deutsche Art, die stete Liebe und Bewunderung verdient. 30. Zur Geburtsfeier Albrecht Dürers. Von Martin (Breis.1) Deutscher Kunst erhab'ner Meister, Dein Vermächtnis wird nicht alt, Noch bewegst du alle Geister Wie mit Jugend-Allgewalt. Deines Volkes Wunderleben Quoll aus deiner Hand hervor, Durch dein grenzenloses Streben Stieg es höher noch empor. Ohne Schmuck und fremde Zierde Gibst du ganz das Eig'ne nur Und mit fröhlicher Begierde Endlich selber die Natur. Wie sie sich dir offenbaren, Stellst du alle Dinge dar: Engel- oder Teufelscharen, Alle malst du treu und wahr. Aber all dein sich'res können Hat dir nie die (Blut geraubt, Denn der Deutsche will bekennen, Was er fühlt und was er glaubt. Mit dem Pinsel, mit der Feder Gleich vertraut und gleich geschickt, Hat doch deiner Tage jeder Dich urmächtig neu erblickt. Deiner Arbeit war kein Ende, Wie du dir das Ziel gestellt, Und die Werke deiner Hände Sind bestaunt in aller Welt. Schon das hohe Künstlerzeichen Weckt uns Stolz und Rührung auf: Keiner wagt dich zu erreichen Jemals in der Zeiten Lauf. 31. Nürnberg und seine Kunst?) Von Hermann Uhde-Bernays.* Mit dem Namen Nürnbergs, der alten Reichsstadt, eint sich untrennbar die Erinnerung an die Herrlichkeit und Größe alten deutschen Wesens und alter deutscher Macht. Was „deutsch ist und echt", hat hier den Ausdruck x) „Gesammelte Werke", I., 313. Leipzig 1895, Amelang. 2) Da der Kunstweise Albrecht Dürers ein besonderer Abschnitt gewidmet wurde, ist dieser Meister hier nur soweit berücksichtigt, als er im Rahmen der Gesamtdarstellung nicht übergangen werden konnte.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 153

1906 - München : Oldenbourg
31. Nürnberg und seine Kunst. 153 der edelsten, reichsten, weil auf einheitlicher Bahn durchgeführten Vollendung gefunden. Wie auf den Fingerzeig einer gütigen Gottheit gelangten hochbegnadete Meister in dem Augenblick zur Entfaltung ihres segensreichen Wirkens, als ihre Vaterstadt gerade ihrer Vermittlung bedurfte. Durch ihre sich ergänzende Tätigkeit erhob sie sich auf eine ungewöhnliche Höhe künstlerischen und wissenschaftlichen Gestaltungsvermögens. Als dieser Augenblick eintrat — um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert — begann zugleich jene Palas. Sinwellturm. Kaiserstallung. Luginsland. ■ itf’ü Nürnberg mit der Burg, Südansicht vom Turm der Lorenzerkirche aus. (Nach Steinhausen. Kulturgeschichte. Bibl. Institut, Leipzig.) auf die vorbildlichen Arbeiten der Nürnberger Künstler fast allein begründete Epoche der deutschen Kunstentwicklung, welche wir „deutsche Renaissance" zu nennen uns gewöhnt haben. Aber kaum länger als ein Menschenalter erhielt sich Nürnberg in seiner führenden Stellung. Mit dem Aufsteigen einer neuen Zeit ging sein Niedergang Hand in Hand. Wie ganz Deutschland brach es unter dem Dreißigjährigen Krieg zusammen um sich nicht mehr zu erholen. Der Nachwelt bleibt neben den herrlichen Zeugnissen einstmaligen Ruhmes die Freude au den Bauwerken der Stadt, welche den Forderungen der Gegenwart zum Trotz ihren mittelalterlichen Charakter so treu wie möglich zu wahren bestrebt ist. Weit hinaus in die fränkischen Lande leuchtet das helle Rot der Ziegel, die Nürnbergs Bnrg decken. Dem breiten Gebäude stehen in künstlerischer Unregelmäßigkeit schlanke Wachttürme zur Seite. Nordwärts zeugt der Graben von der vormaligen Notwendigkeit ernster Verteidigung, südlich umschließt als

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 15

1906 - München : Oldenbourg
4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte. 15 ärmlicher Ausstattung. Die Blütezeit der Kultur hat bei uns nur ein Paar-Jahrhunderte, etwa durch das 8. und 7. Jahrhundert v. Chr., gedauert. Über die ethnologische Zugehörigkeit der Hallstattbevölkerung Bayerns herrscht die Vermutung, daß sie illyrische Veneter wareu, eine Annahme, die etymologisch aus einigen Resten von topographischen Namen gestützt wird, wie dem alten Namen des Bodensees — lacus venetus, dem Namen des Venetberges in Tirol, vielleicht auch dem des Venedigers u. a. Unbegründet und irrig aber ist die weitverbreitete Bezeichnung der Bevölkernng sowohl der Bronzezeit als der Hallstattleute als „Kelten". 4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte. Von Franz Weber.* Mit dem Anbruch des 5. Jahrhunderts vor ^unserer Zeitrechnung beginnt eiu neues Stilelement in den im antiken Sinn barbarischen Ländern Mitteleuropas aufzutreten, das den größten Teil des Kontinents bis aus die klassischen Länder ergreift und auf Jahrhunderte beherrscht. Diese Stilart ist aber nicht wie die früheren von Süd und Ost her von den Mittelmeergebieten hereingedrnngen, sondern es läßt sich ihr Ursprung mit Sicherheit aus dem westlichen Enropa, dem Sitz der keltischen Gallier, nachweisen. Hier in Frankreich hatte sich seit alter Zeit unter dem Einfluß der griechischen Küstenstädte ein nationaler Stil gebildet, der nunmehr seine Blüte erreicht hatte. Wahrscheinlich im Zusammenhang mit dieser erlangten Kulturhöhe stehen die nach sagenhaften Nachrichten der antiken Schriftsteller um diese Zeit beginnenden Wanderzüge der Kelten, die durch die Vermehrung der Bevölkerung und das Bedürfnis nach Ausdehnung veranlaßt worden sein und halb im Dämmer der Sage, halb im Frühlicht der Geschichte über Mitteleuropa bis Kleinasien und über Italien sich ergossen haben sollen. Auf diesen Wanderzügen soll auch das Land zwischen den Alpen und dem Main, das heutige Bayeru, wie auch Böhmen von keltischen Stämmen dauernd besetzt worden sein und zwar nördlich von Helvetern und Bojern, südlich von Vindelikern und Norikern. Inwieweit zu diesem sagenhaften geschichtlichen Gerippe die archäologischen Überreste und Funde des Landes die Gewandung abgeben können, soll hier an deren Hand näher untersucht werden. Der La Te^nestil, wie diese neue Periode allgemein genannt wird, hat seinen Namen von dem ersten größeren Fundort |im Kanton Neuenburg in der Schweiz, der diese neue Stilrichtuug deutlich erkennen ließ. Auch diese Periode zerfällt in mehrere Abschnitte, von denen die beiden ersten auf eine ältere Stilart, die das 5. und 4. vorchristliche Jahrhundert ausfüllt, die beiden letzten auf eine jüngere hinweisen, von denen die eine das 3. und 2., die andere das 1. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung umfaßt. Die ältere

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 47

1906 - München : Oldenbourg
11. Kloster Tegernsee. 47 Zeiten in Tegernsee für den Unterricht der Jugend. Unter Abt Rupert (1155 1186) besingt der Dichter Metellus in klassischen Versen die Wunder des Hl. Quirinus, Priester Weriuher beglückt die fromme Welt mit einem anmutigen Marienleben, geschrieben in deutscher Sprache. Sein Buch schmückte Weriuher mit kostbarer Kleinmalerei, eine Kunstübung, die schon vor ihm Abt Ellinger in dem berühmten Tegernseer Salbuch zu herrlicher Geltung gebracht hatte. In der Kunst der Glasmalerei behauptete Tegernsee, wenn diese Kunst auch nicht bort erfunden ward, frühestens einen hervorragenden Platz. Ist doch von Abt Gozbert besannt, daß er die bis dahin mit groben Tüchern verhängten Kirchenfenster durch buntfarbige Glasgemälde ersetzen ließ. Um das Jahr 1090 war das Kloster durch eine Feuersbrunst zerstört worden. Für das neue Münster fertigte ein anderer Weriuher fünf Glasgemälde. Der nämliche Werinher war auch in der Goldschmiedekunst und Bildhauerei wohl bewandert und darin den Spuren des Klerikers Adalrich, des ersten deutschen Glockengießers, gefolgt, der seinerzeit im Aufträge des Abtes Gozbert die Quirinusglocke gegossen hatte. In Kunst und Wissenschaft, in strenger Selbstzucht und ernster Frömmigkeit war Kloster Tegernsee vom 10. bis zum 13. Jahrhundert gleicherweise ausgezeichnet und sein Ruhm in aller Munde. Kein Wunder, wenn sich fremde Klöster gerade ans Tegernsee Mönche als Lehrer und Reformatoren des geistigen und geistlichen Lebens erbaten, wie das (1015) neu errichtete Kloster St, Ulrich in Augsburg, Kloster Feuchtwangen (1000), das verfallene Stift Benediktbeuern (1032). Der Reformeifer der Tegernseer Mönche war in dieser Periobe vielfach zum Sauerteig geworben für das religiöse Leben und Streben im füblichen Deutschland Tegernsee hatte damit den Glanzpunkt seiner zweiten Blüte erreicht. Die nun folgenden zwei Jahrhunderte haben in der Geschichte des Klosters wenige Spuren hinterlassen. Im ganzen genommen war es jedoch eine Zeit des inneren und äußeren Verfalles. Wiederholt geriet Tegernsee in Streit mit den Mächtigen und war darob mit Brand und Plünderungen heimgesucht worben. Die Äbte umgaben sich mit fürstlichen Ehren und Abzeichen und stürzten das Kloster in Schulden. Der Weltsinn hatte auch iit Tegernsee die klösterliche Disziplin gelockert. Doch früher als in anderen Klöstern setzte in unserm Kloster die Reform ein, hauptsächlich durch die Tätigkeit des Abtes Aindorfer (1426—1461), die den Beginn einer britten Blüteperiobe bezeichnet. In kurzer Zeit befreite er das Kloster von einer drückenden Schulbenlast, brachte die herabgekommenen Gebäube in neuen Stanb, verbesserte die lockere Disziplin und zog eine Reihe ausgezeichneter Ordensleute heran, die nachher als Äbte die Klöster Andechs, Benebiktbeucrn, Scheyern und Dberaltaich zu leiten berufen waren. Aindorfers Nachfolger in der Abtwürde, Ayrnschmalz (1461—1492), setzte das so glücklich begonnene Reformwerk fort, erbaute 1471 die Stiftskirche von Grund auf, schmückte sie

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 12

1906 - München : Oldenbourg
12 3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes. erkennen, daß die Ansiedlung von der frühesten Bronzezeit bis an deren Ende bewohnt war. Auch Grabstätten dieser Zeit wurden in der Nähe unter dem Schutt einer späteren römischen Niederlassung gesunden. Ein anderes charakteristisches Kulturbild der Zeit geben die an vielen Orten Bayerns aufgefundenen Gießstütten und Vorräte neuer, fertiger Waren wie angesammelte zerbrochene Geräte und Schmucksachen, die wegen des kostbaren Materials zum Einschmelzen bestimmt waren. Diese Funde deuten auf seßhafte oder herumziehende Bronzeschmiede, von deren Kunst die Sagen der späteren Zeit berichten. Wir lernen aus diesen wie aus den Masseusunden der Rohmaterialien die Verkehrswege kennen, die durch das Land führten, und die Richtung, die der Handel und die Einfuhr nahmen. Diese Entwicklung des Verkehrs deutet wieder aus eine lauge, friedliche Periode, die auch die hohe Vollenduug des Kunstgewerbes der Bronzezeit ermöglichte. Diese tritt namentlich in den Beigaben der in den Grabhügeln dieser Zeit Bestatteten hervor. Wie bei den Griechen wurden auch bei uns nur den Angesehenen des Volkes und ihren Frauen Hügel aufgerichtet und eine reiche Ausstattung mit ins Grab gegeben. Die Bronzezeit des westlichen Europa entspricht überhaupt zeitlich der im östlichen Teile herrschenden sogenannten mykenischen Periode und füllt ebenfalls in mehrfachen Abstufungen das zweite vorchristliche Jahrtausend ans, wenn sie auch nur ein schwacher Abglanz des reichen Kulturbildes der letzteren in materieller und künstlerischer Hinsicht ist. Die Bronzezeit hat bei uns weit über ein Jahrtausend gedauert. Über die ethnologische Zugehörigkeit des Bronzezeitvolkes in unserem Lande sind wir noch ebenso ohne jede Kenntnis wie hinsichtlich der Steiuzeitleute. Aber die somatischen Überreste nicht minder wie Waffen, Geräte und Schmucksachen setzen einen schlanken und eher kleinen Menschenschlag voraus wie in der vorhergehenden Periode, so daß auch in dieser Richtung einer Kontinuität der Bevölkerung der Stein- und Bronzezeit nicht widersprochen wäre. Als ein wichtiges Kulturereignis in der Vorgeschichte ist das Auftreten und die Verwendung des Eisens zu betrachten. Mit dem neuen Metall entwickelte sich bald auch ein neuer Formenkreis, der sich ganz Mitteleuropa non den östlichen (nicht klassischen) Ländern bis an die Westküste Frankreichs eroberte. Schon viel früher hatten die klassischen Länder des Mittelmeergebietes Eisen kennen gelernt und anfangs als kostbares Metall nur zu kleineren Schmuckstücken oder als Einlage ans Bronze verwendet. Der Beginn der Eisenzeit ist daher für die europäischen Länder zeitlich ganz verschieden und 1° wenig wir die Bevölkerung, welche die Bronzekultur aufgenommen hat, als eine einheitliche, als ein Volk annehmen können, so wenig ist das für den Kreis der Eisenkultur vorauszusetzen. Man hat in Deutschland und Österreich diese alte Eisenkultur uach dem ersten größeren Feindgebiet, wo sie deutlich als etwas Neues erkennbar auftrat, nach dem durch seinen Bergbau auf Salz bekannten Gebirgsort Hallstatt im Salzkammergut, die Hall-

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 13

1906 - München : Oldenbourg
3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes. 13 stattperiode genannt und dieser Name ist ihr denn auch seither bei uns geblieben. Man wird also das Auftreten der Hallstattperiode oder älteren Eisenzeit für jedes Land besonders erforschen müssen, da sie nicht auf einmal und gleichmäßig in den mitteleuropäischen Ländern sich verbreitet hat. In Bayern, namentlich im Süden der Donau, macht sich schon gegen das Ende der reinen Bronzezeit eine gewisse Unruhe durch das Erscheinen mannigfacher neuer Formen und Typen bemerkbar, die zwar noch sämtlich aus Bronze hergestellt sind, aber in den früheren Abschnitten nicht auf treten. Alle diese neuen Erscheinungen kommen über die Alpen aus dem Süden, mit dem schon während der Bronzezeit nachweisbar ein reger Verkehr stattfand. Es sind dies neue Schwerttypen, Messer von Bronze, geschweifte Messer mit dünnen, flachen Klingen und durchbrochenen Stielen, die man für Bartmesser hält, Nadeln mit verschiedenen neuen Kopfformen und als besonders wichtig die Sicherheitsnadeln (Fibeln). Diese Typen sind in Oberitalien zugleich mit den ersten Eisenerzeugnissen gefunden worden und gehören dort schon dem neuen Kultur kreis an. Bei uns fanden sich mit diesen Typen noch keine Eisensachen, insoweit das Eisen nicht als Einlagemetall z. B. an Schwertgriffen erscheint. Man hat das Auftreten dieser noch ausschließlich aus Bronze bestehenden Typen bei uns als den ältesten Abschnitt der Hallstatt-Kultur bezeichnet, obwohl es kaum einem Zweifel unterliegt, daß es bei uns noch die bisherige bronzezeitliche Bevölkerung war, die diese neuen Formen bei sich aufnahm und einbürgerte. Dieser Abschnitt, den man als das letzte Aus-klingen der Bronzezeit oder als das Aufdämmern einer neuen Kultur betrachten kann, umspannt etwa ein paar Jahrhunderte des 1. Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung. Dann aber beginnt mit einemmale etwas Fremdartiges in den Hügelgräbern unseres Gebietes aufzutreten. Das Eisen, bisher kaum merklich vorhanden, ist jetzt bereits das herrschende Metall, Bronze tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Auch Formen, Stil und Größenverhältnisse der jetzt im Grabinventar erscheinenden Gegenstände ändern sich. Lange Eisenschwerter mit mächtigen Griffen von Bein und Horn, oft mit Goldblech überzogen, lange spitze Eifenlanzen, große Beile mit breiten und langen Lappen, meist noch vou Bronze, aber auch schon von Eisen, große Eisendolche mit Bronzegriffen mit hörnerartig aufgebogenen Enden treten auf; die Bestatteten haben breite Gürtel und große tonneusörmige Armreife von dünnem Bronzeblech, breite, halbmondförmige Fibeln mit Vogelgestalten an den Enden und herabhängenden Klapperblechen, ineinandergegoffene Ringe von Bronze und sonstiges Gehänge an den Gürteln. Dieses so ausgestattete Volk liebte offenbar [das Glitzernde, Lärmende, Prunkvolle und die massigen und breiten Formen setzen einen entsprechenden großen Körperwuchs voraus. Als ganz neues Element tritt jetzt auch das Figurale in Verzierungsmotiven ans: auf den Gürtelblechen wie auf Bronzegefäßen, ebenfalls eine neue Erscheinung im Grabinventar, sind Tiere (Vögel, Pferde, Hirsche re.) dargestellt,
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